Der tägliche Kampf um ein Bett und warum die Reise hier schon zu Ende ist.

Der Weg von San Sebastián war sehr anstrengend. Das Gelände ist zeitweise nur sehr konzentriert begehbar. Man sollte zum Ende hin etwas fit sein und die Beine noch gut heben können. Manche Wege bestehen aus einer Art Steinpfad. Das Geröll, oder sind es schon kleine Felsen, ist nur schwer begehbar. Dennoch ist die Landschaft außerordentlich schön. Ein echter Hingucker.

Zarauz

Es regnet heute den ganzen Tag ohne Pause, trotzdem ist es angenehm warm. Es ist natürlich nicht schön bis auf die Haut nass zu sein. Nur wenn der Seewind eine frische Brise inklusive Regen herüberbringt, dann merkt man das ganz ordentlich. Ich empfand das aber als nicht zu unangenehm.

Warum bin ich denn überhaupt noch nach Zarautz gegangen? Eigentlich wollte ich doch in Orio bleiben. Ich war echt müde und meine Beine hatten ihr Tagesziel längst erreicht. Nun der Grund war: In Orio gab es kein Bett. Schon wieder. Alles ausgebucht oder geschlossen. Die Dame in der Touristik-Information gab sich wirklich alle Mühe. Nichts zu machen. Selbst kein Privado. Was bleibt jetzt noch?

Ich hatte Hunger und Durst. Auf der Route gibt es keine Chance etwas zu Trinken oder zu Essen zu besorgen. Am Vortag, in der Pension in den Hügeln, konnte ich auch nichts kaufen. Im Wald an einer Art Miniwasserfall habe ich meine Wasserflaschen aufgefüllt. Es war geschmacklos und kühl. Hoffe, dass es genießbar ist. Nachdem ich in Orio ein wenig auf und ab gelaufen bin, habe ich in einen Kaffee, eine Cola und eine Frittata genossen. Sehr genossen.

Ganz zufällig und ohne eine Erwartung habe ich auf Booking.com ein kleines Zimmer, war kurz zuvor noch nicht frei, gefunden. 65,- € pro Nacht. Unglaublich. Ohne viel nachzudenken habe ich das Zimmer in Zarautz gebucht. Sofort. Auch in Zarautz gibt es nur noch Zimmer jenseits der 100,- €. Die Dame an der Rezeption bestätigt mir das Zimmer erst ein paar Sekunden zuvor eingestellt zu haben. Und auch in Zarautz ist die Alberque für Pelegrinos geschlossen. Der vorherige Veranstalter ist pleite und der neue hat noch nicht wiedereröffnet oder ist auch schon wieder Pleite. Keine Ahnung.

Eine Dame von den Ärzten ohne Grenzen bestätigt mir das Problem, dass am Camino del Norte wohl besonders groß ist. Hier gibt es ohnehin weniger Betten für Wanderer, weniger Organisation. Dazu kommt, dass an der Küste die Preise sehr schwanken, stündlich – je nach Nachfrage. Und die ist jetzt im Sommer besonders hoch. Wer zuvor eine private Herberge unterhielt, ist jetzt eine Pension. Bringt mehr Kohle. Liegt sicher auch daran, dass weder Kirche noch Staat hier die richtige Unterstützung für Pilgerherbergen anbieten.

Zarauz ist ein von einer natürlichen Bucht eingeschlossener Küstenort. Ein riesiger Strand lädt zum Verweilen ein. So hatte ich mir das eigentlich vorgestellt. Hier surft praktisch jeder zwischen 0,70 und 2,00 Meter Körpergröße. Sehr lustig, wenn Menschenminiaturen einen Träger für das ebenso sehr kleine Surfbrett brauchen. Und warum sind es weniger Jungs wie Mädels? Komisch.

Warum ist meine Reise hier zu Ende? Ich habe ein bestimmtes Budget für Unterkünfte eingeplant und inzwischen das Budget für den gesamten Monat aufgebraucht. Will man zu dieser Zeit halbwegs über die Runden kommen muss man sehr gut Spanisch sprechen. Sonst wird das teuer. Ich werde die Reise vielleicht noch einmal angehen, wenn Corona weder das Leben noch die Preise so sehr beeinflusst. Vielleicht werde ich hier meine Reise fortsetzen. Vielleicht werde ich mich für den Camino Frances entschieden, der deutlich besser organisiert ist.

Morgen setze ich mich in den Bus und fahre wieder nach Hause. Ich werde meinen Bruder in Kroatien besuchen. Auf seinem Boot ist eine Kabine für mich frei. Dann entfällt wenigstens die nervige Suche nach einem Bett. Das war’s dann erst einmal mit dem Camino.


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